Der Film „Firat-Jenseits vom Euphrat“ erzählt die Geschichte von Amed und seiner Familie. Sie haben ein Späti mit kurdischer Bücherstube hier in Kreuzberg Berlin. Das Späti heißt „Firat“. Es ist benannt nach dem ältesten Sohn, der mit sechs Jahren getötet wurde in der Nähe von Diyarbakir. Das Späti ist das Zentrum, die Sonne, von dem alle Geschichten ausgehen und wieder dahin zurückkehren. Die persönliche Geschichte eines Kurden und seiner Familie, der Geschichte des kurdischen Volkes eingebettet in die Tradition der Dengbêj, der kurdischen Sänger und Poeten.


Fast 1,5 Millionen Kurd*innen leben in Deutschland. Alles Menschen mit Migrationshintergrund: Mal ist es Döner-Mustafa, mal Gemüse-Mehmed oder die Änderungsschneiderei Fatma. An denen leben wir vorbei ohne zu wissen, was für Geschichten sie haben. In diesem Film geht es nicht nur um eine einzelne Person, Späti-Amed, sondern es ist die tragische Geschichte eines ganzen Volkes verbunden mit einem Einzelschicksal.
Die Familie hat ein Späti mit kurdischer Bücherstube hier in Kreuzberg Berlin. Das Späti heißt „Firat“. Es ist benannt nach dem ältesten Sohn, der mit sechs Jahren getötet wurde in der Nähe von Diyarbakir. 

Der Film beginnt mit Zitaten aus den babylonischen Texten von Gilgamesch und Enkidu, die den Ton für eine tief verwurzelte Geschichte setzen. Diese Zitate reflektieren die altehrwürdigen Traditionen und die emotionale Tiefe der kurdischen Kultur, die in der Geschichte von Amed und seiner Familie mitschwingen.

Die Geschichte verfolgt die einzelnen Lebenswege der Familienmitglieder und verbindet ihre persönliche Geschichte mit der historischen und kulturellen Geschichte der Kurden. Durch Ameds Erzählungen erfährt der Zuschauer die Geschichte seiner eigenen Flucht aus der Türkei nach Deutschland, die Schwierigkeiten aber auch Freuden des Lebens im Exil und die Bedeutung von Familie und Freundschaft. Es ist die Geschichte von Verfolgung und Flucht,von Verlust, Schmerz, Gefängnis, Folter – aber auch von Glück und die ungeheure Kraft des Zusammenhaltens und der Liebe. Der Film, geprägt von der Poesie und dem Rhythmus der Dengbêj-Gesänge, zeigt, wie persönliche Geschichten und kollektive Erinnerungen miteinander verwoben sind. Er beleuchtet das Leben im Späti als Mikrokosmos, der die Geschichten der Diaspora, die Sehnsucht nach Heimat und die Erfahrungen von Migration und Integration widerspiegelt. Wir begeben uns auf den Weg eines Menschen um dem Faden der Geschichte zu folgen. Amed und Melahat haben viele Kilometer zurückgelegt und das nicht nur auf äußeren Wegen, sondern auch innerlich. Wir selbst machen uns auf den Weg in Orte, von denen wir noch nie gehört haben. Wir treffen Leute, nach denen wir nicht gesucht haben. Wir haben die Freiheit sich Zeit zu nehmen, etwas zu lernen, etwas zu verstehen.

Das Späti: Das Späti ist der Kosmos und das Herz, der Mittelpunkt und Zentrum der Erzählungen. Von dort gehen alle Erzählstränge der verschiedensten Menschen die an diesem Ort immer wieder zusammenkommen aus und führen dahin zurück. Das Späti, ein Ort, der einläd zum Erzählen, ein Zentrum, eine Kristallisation: ein erzählerischer Ort von Geschichte und Geschichten, die sonst verloren gehen. Ein Späti ist ein Ort, der an sich tot ist, er wird erst durch die Menschen lebendig. Das Späti ist mehr als ein Laden: es ist ein lebendiger Treffpunkt und das Zentrum der Erzählung. Es trägt den Namen „Firat“, zur Erinnerung an den ältesten Sohn, den Bruder Cektars und Zins. Firat wurde mit sechs Jahren getötet. Firat, ein Name wie eine Erinnerung, eine Sehnsucht, bedeutet Euphrat und symbolisiert die Verbindung zur verlorenen Heimat. 

Die Erzählsstruktur dies Films entsteht aus einer Collage der kurdischen Historie und der Geschichte von Ameds Leben und seiner Familie. Erzähltes persönliches Leben macht Geschichte lebendig. Die Dengbêj-Tradition spielt eine zentrale Rolle im Film als dramaturgisches Stilmittel.